EBL
Geschäftsjahr 2023

Tradition und Wandel

Das Jahr 2023 war für die EBL ein ganz besonderes: Das 125-jährige Jubiläum, die Arealentwicklung mit dem Umzug ins neue Verwaltungsgebäude und den Bauarbeiten am Elefantehuus sorgten dafür, dass sich der Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft immer wieder abwechselten. Das Schwerpunktthema unseres diesjährigen Geschäftsberichts "Tradition und Wandel" zieht sich daher wie ein roter Faden durch das ganze Jahr.

Wichtige Kennzahlen

Zahlen und Fakten GB 2023
Lagebericht

Entspannung auf den Märkten

Das Jahr 2023 war geprägt von einem graduellen Rückgang der Strompreise, was zu einer Entspannung der Lage in den Märkten führte. EBL setzte ihre Investitionen in neue erneuerbare Kraftwerke fort. Der Start zum 125-Jubiläumsjahr wurde mit einem grossen Galaabend in der Sankt Jakobhalle mit rund 1'000 Gästen gefeiert.

Weitere Informationen

Strommärkte
Ende 2023 lagen die Strompreise bei ca. 101 EUR je MWh für das Lieferjahr 2024, während sie Ende 2022 noch bei rund 236 EUR je MWh lagen. Die Volatilität an den Energiemärkten war immer noch sehr hoch. Dennoch lagen die Preise für das Lieferjahr 2024 tiefer als noch vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges. Entsprechend bewegten sich die Strompreise weit unter den Höchstpreisen im Jahr 2022, die knapp bei 500 EUR/MWh lagen.

Die Entspannung auf den Strommärkten erfolgte wegen eines milden Winters, gut gefüllten Gasspeichern, hohen LNG-Importen und einer gesunkenen europäischen Gesamtnachfrage. In der Schweiz veranlasste der Bundesrat im Januar 2023 die Errichtung einer Winterstromreserve, welche die Vorhaltung einer Wasserkraftwerkreserve sowie die Erstellung des Reservekraftwerks Birr zur Folge hatte.

Strombeschaffung
Die langfristigen Beschaffungsverträge mit Alpiq sowie den Kraftwerken Augst und Birsfelden decken rund 70 % des benötigten Energiebedarfs ab. Den Rest beschafft die EBL rollierend und im Voraus an den Energiemärkten.

Rund 50 000 Kundinnen und Kunden der Grundversorgung profitierten 2023 von den vorteilhaften langfristigen Bezugskonditionen. Die Preiserhöhung für den Energietarif für das Jahr 2023 in der Grundversorgung betrug 29,5 %. Die EBL verrechnete aber 13,7 MCHF, die sie an Mehrkosten hatte, den betreffenden Kundinnen und Kunden nicht weiter.

Versorgungssicherheit
Die Massnahmen zur Vorbereitung auf eine Strommangellage wurden im Jahr 2023 fortgesetzt. Der Stromverbrauch im Berichtsjahr lag im Versorgungsgebiet nach einem Rückgang von 6 % im Jahr 2022 aufgrund von Effizienz- und Sparanstrengungen sowie dem Zubau der dezentralen Produktionen im Jahr 2023 nochmals um 0,5 % tiefer. Ferner war die Versorgungssicherheit hoch: Die Versorgung war im Durchschnitt nur 14,75 Minuten pro Jahr unterbrochen, was unter dem schweizweiten Durchschnitt von 16 Minuten liegt. Des Weiteren investierte die EBL 18,3 MCHF in die Entwicklung der Stromnetze, unter anderem in den Rollout der Smart Meter, den Umbau des Unterwerks Ormalingen, den Neubau der Netzleitstelle in Liestal und eine 50 kV Leerrohrtrasse vom Unterwerk Lachmatt zum Unterwerk Füllinsdorf.

Wärme
In der im Jahr 2022 in Betrieb genommenen Biomassenanlage des Fernwärmeverbunds Liestal, die 262 Liegenschaften mit Energie versorgt, wurde eine Wärmespeicheranlage mit einer Kapazität von 660 m3 in Betrieb genommen. Sie glättet Wärmespitzen in der Nachfrage und ermöglicht dadurch, den Wärmeverbund zu 90 % mit erneuerbarer Energie zu betreiben.

Das Fernwärme-Projekt in Waldenburg musste trotz Subventionszusagen aufgrund des fehlenden Interesses von Schlüsselkunden abgebrochen werden. Die Projektentwicklungen in Opfikon, Moutier und Hochdorf werden mit Hochdruck vorangetrieben. Steigende Baukosten wirken sich jedoch negativ auf die Energiegestehungskosten aus.

Die EBL baut in Ittigen bei Bern einen Wärmeverbund, der die Abwärme der ARA nutzt. Weiter wird in Rothenfluh der bestehende, von der Gemeinde übernommene Wärmeverbund saniert und ausgebaut. Ausserdem wird die Gemeinde Frenkendorf bis zum Herbst 2025 an den Grosswärmeverbund Liestal angeschlossen. 

Stromproduktion
Aus eigenen Produktionsanlagen hat die EBL 185 GWh Strom produziert. Dies ist 9,5 % mehr als im Vorjahr: Der Grund dafür sind ein grösseres Windaufkommen, mehr Sonneneinstrahlung sowie höhere Wasserstände. 55 % des Stroms wurden durch Windkraft erzeugt, 31 % durch Wasserkraft und 14 % durch Solarkraft. Im Versorgungsgebiet wurden zudem eigene Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 600 kWp in Betrieb genommen, was die Leistung des bestehenden Photovoltaik-Gesamtportfolios um 20 % steigert. Die gesamte Eigenproduktion entsprach rund 28 % des Strombedarfs der EBL.

Die Investitionsphase der EBL Wind Invest AG, während der mit sechs Co-Investoren seit 2017 14 Windparkanlagen mit einer Leistung von 130 MW erworben wurden, ist abgeschlossen. Insgesamt investierte die EBL Wind Invest AG rund 300 MEUR.

Delegiertenversammlung
Nachdem 2022 mit rund 80 Vertreterinnen und Vertretern der Delegierten Workshops zu den Themen Strategie, Genossenschaftsöffnung und Gewinnverwendung durchgeführt wurden, stimmte die Delegiertenversammlung im Juni 2023 über eine Statutenrevision ab, die grossmehrheitlich angenommen wurde.

125 Jahre EBL
«125 Joor verbunde» ist der Jubiläumsslogan der EBL. Mit verschiedenen Anlässen feiert sie mit ihren Kundinnen und Kunden und der Bevölkerung ein Jahr lang ihr Jubiläum. Pünktlich zum Jubiläum wurde das neue Verwaltungsgebäude an der Mühlemattstrasse in Liestal bezogen.

Ausblick
Im Januar 2024 fand das erste Closing der Finanzierungsrunde des Fonds EBL X Invest mit 106 MEUR statt. Der Fonds wird für institutionelle Anleger vorwiegend in Photovoltaikanlagen in der Schweiz, Deutschland, Spanien und Italien investieren.

Anfang 2024 setzte sich der Abwärtstrend der Strompreise für die Lieferjahre 2026 und 2027 fort, was viele Kundinnen und Kunden nutzten, um sich langfristig preislich abzusichern. Bis Ende 2024 sollen alle Kundenbeziehungen im deutschen Haushaltsgeschäft beendet sein, so dass die Gesellschaft EBLD Schweiz Strom GmbH liquidiert werden kann.

In der Sparte Netz wird ein Grossteil der Smart Meter ausgerollt werden. Zudem treibt die EBL Investitionen in die Netzebene 5 voran.

In der Sparte Wärme wird in Pratteln die Einspeisung der Abwärme des Industrieparks GETEC umgesetzt werden. Die EBL erwartet den Bauentscheid für den Wärmeverbund Opfikon, der durch die Abwärme eines Rechenzentrums gespeist und eine der grössten Anlagen der EBL sein wird.

Die Event-Location Elefantehuus nimmt im Mai 2024 ihren Betrieb auf und soll das Kulturangebot von Liestal und Umgebung bereichern.

Gesellschaftsorgane

Die Delegiertenversammlung 2023

Die EBL ist als privatrechtliche Genossenschaft organisiert. Die Einzelmitglieder sind natürliche oder juristische Personen des privaten oder des öffentlichen Rechts. Sie besitzen Liegenschaften, welche an das Stromnetz der EBL angeschlossen sind. Kollektivmitglieder sind Verteilgenossenschaften im Versorgungsgebiet. Die Genossenschafter wählen alle fünf Jahre die Delegierten, welche die Interessen der Mitglieder wahren.

Bericht der Delegiertenversammlung 2023

Berichtsjahr 2022
Verwaltungsratspräsident Martin Thommen begrüsste die Delegierten sowie die Gäste und berichtete über eine erfolgreiche EBL, die sich im Jahr 2022 in einem Umfeld des Wandels und grosser Herausforderungen behaupten konnte. In seiner Eröffnungsansprache ging er auf die anspruchsvollen Aufgaben der EBL als Energieversorgerin in einem Kontext von hoher internationaler Unsicherheit ein. Bewusst habe die EBL darauf verzichtet, die gestiegenen Beschaffungskosten eins zu eins an die Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung weiterzugeben. Dies sei möglich gewesen, weil die EBL als Genossenschaft über eine gute Liquidität und Substanz verfüge.

CEO Tobias Andrist bezeichnete das Jahr 2022 als Jahr der Extreme. Als grössten betrieblichen Umbruch sieht er die Trennung von der Sparte Telecom per Ende 2022 und den Verkauf derselben. Im Zusammenspiel mit dem ebenfalls eingeleiteten Ausstieg aus dem deutschen Stromvertriebsgeschäft ergab sich eine Verunsicherung bei den Mitarbeitenden, was zu einer erhöhten Fluktuation führte. Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat reagierten darauf proaktiv, um die Wahrnehmung der EBL als attraktive Arbeitgeberin zu festigen. Eine gegenläufige Folge der extremen Marktsituation waren die hohen Strompreise, durch welche die erneuerbaren Stromproduktionsanlagen in Deutschland und Spanien stark profitierten. Zudem bereitete sich die EBL auf eine allfällige Strommangellage vor, um im Ernstfall Teilgebiete für begrenzte Zeiträume geplant vom Netz zu nehmen und damit den Gesamtverbrauch zu reduzieren. Die Versorgungssicherheit lag mit dem Wert von 6,99 Minuten ohne Strom weit über dem Schweizer Durchschnitt von rund 20 Minuten.

Zu den unternehmerischen Schwerpunkten im Jahr 2022 zählten der Ausbau der erneuerbaren Wärmeversorgung, die Steigerung der erneuerbaren Stromproduktion sowie die Erhöhung der Energieeffizienz, mit welcher die EBL ihre unternehmerische Verantwortung wahrnimmt und einen aktiven Beitrag zur wirtschaftlichen und klimafreundlichen Entwicklung der Region leistet. Als Highlight in diesem Zusammenhang gilt die Inbetriebnahme der Grosswärmeverbundzentrale in Liestal. In der Sparte Strom konnte die EBL trotz extremer Preisentwicklungen und einer extre-men Preisvolatilität die Beschaffung für das Lieferjahr 2023 gut vorstrukturieren. Im Bereich Stromproduktion erhielt die Tochtergesellschaft EBL Infrastrukturmanagement AG die Lizenz als Vermögensverwalterin.

CFO Alain Jourdan präsentierte den Delegierten das Jahresergebnis eines finanziell kerngesunden Unternehmens. Der konsolidierte Umsatz der EBL-Gruppe von 280,3 MCHF liegt über dem Vorjahr (268,6 MCHF). Der Unternehmensgewinn stieg von 24 MCHF auf 28 MCHF. Das erfreuliche Jahresergebnis 2022 erhöht die Eigenkapitalquote von 71,7 % auf 72,5 %, was sich positiv auf einen tiefen Entschuldungsfaktor von 1,5 (Nettoschulden / EBITDA) auswirkt. Alle Geschäftsfelder – Netz, Strom, Stromproduktion und Wärme – haben zu diesem guten Ergebnis geführt.

Bereits im Vorfeld der Delegiertenversammlung löste die Revision der Statuten intensive und konstruktive Diskussionen aus. Die Annahme der Statuten mit grossem Mehr zeigt einmal mehr den Wert der Genossenschaftsform, in der die Mitwirkung aller im Vordergrund steht.

Der Geschäftsbericht 2023
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